Ehemaliger Chef des Länderinstituts für Bienenkunde 90 Jahre alt
Hohen Neuendorf/Lehnitz. Professor Dr. Günter Pritsch wird heute 90 Jahre alt. Ihm zu Ehren fand am Donnerstag am Länderinstitut für Bienenkunde in Hohen Neuendorf, dessen Leiter der Wissenschaftler vier Jahre lang war, ein Symposium mit mehr als 50 Gästen statt.
Hohen Neuendorf/Lehnitz. Professor Dr. Günter Pritsch wird heute 90 Jahre alt. Ihm zu Ehren fand am Donnerstag am Länderinstitut für Bienenkunde in Hohen Neuendorf, dessen Leiter der Wissenschaftler vier Jahre lang war, ein Symposium mit mehr als 50 Gästen statt.
Schon sein Urgroßvater soll Imker gewesen sein. Sein Großvater hielt ebenfalls Bienenvölker und seine Eltern haben sich sogar beim Umgang mit den Bienen kennengelernt. Dieses Familienerbe fortzusetzen, wäre trotzdem keine Verpflichtung für den jungen Günter Pritsch gewesen. Diese Tradition war ihm aber offensichtlich keine Bürde, sondern eine Lust. Sein ganzes Berufsleben lang und – bis jetzt – 25 Jahre darüber hinaus hat sich der promovierte Landwirt mit der Forschung und Züchtung, der Lebensweise und den Krankheiten der Honigbiene beschäftigt.
Auf lehmigen Böden in Blumberg bei Berlin hat er Bienenweidepflanzen ausgesät und im Jahr darauf akribisch Strichlisten geführt, welche bei den Bienen besonders beliebt und gut besucht sind. Selbst sein Hobby, die Fotografie, stellt er oft in den Dienst von Bienen und Insekten,
Hunderte von Fotos zeigen sie auf den Blüten, die sie besonders mögen.Dass er neben seiner Arbeit eigene Bienenvölker gehalten hat, versteht sich fast von selbst. Aber wirklich nur fast: „Ich bin allergisch“, sagt er und zuckt lächelnd die Schultern. „So ist es eben. Aber das war mir egal.“
Seine ersten Bienenvölker bekam er von seinem Vater, der Landwirt war. Später hatte er seinen großen Wanderwagen auf einem Bahngrundstück in Birkenwerder zu stehen. Die Stiche, die er sich im Laufe seines Lebens einfing, hat Günter Pritsch nicht gezählt.
„Ich wollte Naturwissenschaftler werden, ich wollte mich mit der Biene beschäftigen. Es war der richtige Weg“, sagt der Vater von drei Kindern, Opa von fünf Enkeln und Urgroßvater einer Urenkelin.
Heute erfreut sich Pritsch daran, wenn es in seinem Garten in Lehnitz vor Wildbienen und Insekten ordentlich summt und brummt und wenn er beim Frühstück im Wintergarten die Vögel durch die Scheibe in Ruhe betrachten kann. Auch seiner Frau Margot zuliebe, die stärker als er mit der Bienenallergie zu kämpfen hat, hält er keine Völker mehr. „Den Honigbienen geht es an sich gut“, sagt er. „Die haben ja den Imker. Es sind die Wildbienen, um die wir uns Sorgen machen müssen. Sie haben es am schlechtesten auf dem Land, weil dort mehr Kultur als Natur ist. Wildbienen haben einen kleinen Radius und wenn sie dort keine Nahrung mehr finden, verhungern sie.“
Deshalb begrüßt Pritsch jede Bienenweide und jeden Blühstreifen am Feldrand. Fachvorträge hält er noch immer gerne. Geboren wurde Günter Pritsch 1929 in Glogau, sein Abitur bestand er 1947 in Halle (Saale). Er schloss zunächst eine Landwirtschaftslehre an, absolvierte 1950 die Imkergehilfenprüfung und machte 1956 seinen Meister auf diesem Gebiet. 1953 schloss er zudem sein Landwirtschaftsstudium an der Humboldt-Universität zu Berlin ab – und war damit für seine weitere Laufbahn an der richtigen Adresse. Seine Professorin war Dr. Grete Meyerhoff, und bei ihr wurde Pritsch Mitarbeiter in der Abteilung Bienenkunde und später Leiter des Fachbereichs Forschung und Züchtung in Hohen Neuendorf.
So war der Schwerpunkt in seinem Leben ein für alle mal gesetzt, zumal er im Honiglabor seine Frau Margot kennenlernte. Um sein Lebenswerk zu würdigen, haben sich am Donnerstag mehr als 50 Weggefährten, Freunde, Imker und ehemalige Kollegen zu einem Symposium im Länderinstitut für Bienenkunde eingefunden. Fachvorträge von jungen Kollegen hat er sich gewünscht, und so haben mehrere Doktoranden Bienen- Spezifisches vorbereitet. Es geht ganz wesentlich aber auch um den hochgeschätzten alten Chef des Instituts.
Seit den Anfängen vor 67 Jahren ist Günter Pritsch dem Institut verbunden, er war schon dabei, als noch ein Grundstück dafür gesucht wurde. Einige Begebenheiten ließ er in seinem Bildervortrag beim Symposium lebendig werden. Die Wanderwagen in den Feldern aufzustellen, war eine Plackerei, und den Obstbauern musste auch der Sinn erst einmal nahegebracht werden. Mit dem Imker Werner Blomberg hat er eine Magazinbeute mit Kippvorrichtung entwickelt, die erst zu einem Erfolg wurde, als die DDR den Imkern hohe Prämien für ihre Erträge zahlte.
Seine vierjährige Zeit als Direktor des Instituts nach der politischen Wende sei die beste im Berufsleben gewesen, sagt Pritsch, weil er das Institut dadurch umstrukturieren konnte, aber nicht, weil er sich als Chef hervortun wollte. „Ich empfand es als wichtigste Aufgabe, aus der produktionsbetonten Forschungsstelle trotz einer auf ein Viertel reduzierten Mitarbeiteranzahl wieder ein mehr forschungsbetontes Institut werden zu lassen“, sagt er. Das war nach der Wende gar nicht leicht. „Er hat das Länderinstitut zu dem entwickelt, was es heute ist“, sagt der heutige Chef des Hauses, Professor Dr. Kaspar Bienefeld über seinen Vorgänger. Der sagt seinerseits dasselbe über Bienefeld, den er 1990 auf einer Tagung der Bieneninstitute kennenlernte und zu einer Bewerbung in Hohen Neuendorf anregen konnte. „Ich durfte schon mehrere runde Geburtstage von Günter Pritsch miterleben“, sagte Kaspar Bienefeld gestern im Symposium. „Es war immer das Gleiche: Alle werden älter, einer bleibt so wie immer.“